Mit einer Denkmalzone & Kulturdenkmalern

Fahr am Rhein: Chronik

Der Kunstmaler Hugo Weischet

Ein kleiner Ort mit einer langen Geschichte.

Die Orthographie des Ortsnamens schwankt zwischen Fahr, Fhar, Far, Vair und Var.

Im Jahre 1152 n. Chr. wird bei diesem Ort am Rhein, gegenüber von Andernach, erstmals eine Flußübergangsstelle erwähnt. 1194 verkauft Heimburg von Lahnstein dem Kloster St. Thomas in Andernach Weingärten und Äcker zu „Vare“.

[Bild 1: Blick von Fahr nach Andernach, Hugo Weischet]

Historischer Zeitspiegel – Fahr am Rhein

Ebenso ist in vielen Urkunden die Rede von Weinrenten, Übertragungen und Weinbergskäufen. Um 1500 n. Chr. wird in einem Dokument die Fahrer „Hohlei“ erwähnt.

Fahr, das bis zum Bau des Bahndammes unmittelbar am Rhein lag, ist an einer bereits vorgeschichtlichen Rheinüberfahrt allmählich entstanden und hat von ihr seinen Namen.

Jahrhundertelang hatte es das Fährrecht, was zeitweise von Andernach, welches ebenfalls Fährrecht besaß, streitig gemacht wurde.

[Bild 2: Blick auf den historischen Ortsteil von Fahr in 2009]
[Bild 3: Rheinblick vom „Chateau Rita“ auf Fahr und Andernach]

Sage um Kaiser Otto den Großen

Nach einer Sage wollte 937 der deutsche Kaiser Otto der Große mit Rittern, Kriegsknechten und Wagen über den Rhein übergesetzt werden. Doch besaßen die Fergen keinen Kahn, der hierfür groß genug war.

Da nahmen die Schiffer zwei Nachen, verbanden sie und legten ein großes Tor darauf. So konnten sie den Kaiser und seine Begleitung übersetzen, wofür dieser ihnen ein freies Überfahrtrecht für ewige Zeiten bewilligte.

Geschichtliche Tatsachen

939 wird Otto I. in einen Krieg mit seinem Schwager, Herzog Gieselbert von Lothringen, und Herzog Eberhard von Franken verwickelt, die auf die Seite seines aufständigen Bruders Heinrich treten. Die beiden Aufrührer werden mit ihrer kleinen Mannschaft auf dem Rückzug, wohl zwischen Leutesdorf und Fahr, überfallen. Eberhard wird gerettet – stirbt jedoch unmittelbar danach im Schwertkampf. Gieselbert ertrinkt im Rhein bei Andernach, als er zu fliehen versucht.

Um 1250 ist ein Arnold von Vare dem Kloster des Predigerordens in Koblenz zinspflichtig. 1263 besitzt die Abtei Himmerode Weinberge zu Leutesdorf und bei Fahr. In einem Zeugenverhör von 1280 werden ein Schiffer und seine beiden Nachbarn mit Namen benannt. Letztere sammeln während der Weinlese den Zehnten für die Herren von Lahnstein, Wieds Lehnsleute, in einer Kelter ein. 1328 bestätigen Friedrich von Hammerstein, Probst zu St. Andreas in Köln, und Burggraf Ludwig von Hammerstein der Abtei Altenberg Weinrenten. 1357 schenkt Yffahrt, Vikar zu Isenburg, seinem Altar sein ganzes Erbe, das gelegen ist an dem Var zu Andernache unter der Glocken von Veltkyrche.

[Bild 4: Gerichtslinde und Gerichtsplatz bei der Feldkirche 2009]

An dem Gericht zu Feldkirchen – das Bild zeigt den Gerichtsplatz – ist die notarielle Verhandlung. Während 1401 Graf Wilhelm zu Wied, Probst zu Aachen, das Rückkaufsrecht an der Weinverteilung am Vayr gesichert wird, erfahren wir um 1600 und schon 1542, wie begehrt das Haus Wied hier neben St. Thomas ist.

Die Weingärten des Klosters vergrößern sich z. B. 1460. Auch spätere Urkunden handeln von Weinrenten, Gefällen, Übertragungen und Käufen von Weinbergen.

Während 1884 77 ½ Morgen mit weißem und rotem Wein bebaut waren, ist der Weinbau seit der Jahrhundertwende fast völlig zurückgegangen. 1884 sind nach Angaben der Fahrer Schulchronik von einst 200 Morgen Weinbergen noch ganze 77 bebaut.

Seit etwa 1900 ist der gewerbliche Weinbau in Fahr sowie seinen Feldkirchener Nachbarorten bis 2010 auf den Nullpunkt gesunken. Es gibt nur noch vereinzelt privaten Weinanbau.

[Bild 5: Feldkirchener Rheinhöhe Weinernte 2009]

So zum Beispiel einen Ehrenfelser Riesling-Silvaner Anbau auf der Feldkirchener Rheinhöhe im Ortsteil Fahr, sowie in Hüllenberg beim Stolperstein ein Silvaner-Weinanbau der Jungen Alten von Hüllenberg, in unmittelbarer Nähe des Rheinsteig-Wanderweges.

Fährrecht und Schiffergewerbe

In früheren Jahrzehnten besaß der Ort das Fährrecht. 1475 wird u. a. „Fahre“ als wichtige Übersetzstelle im Neuwieder Becken genannt. Es ist daher einleuchtend, dass viele Fahrer Einwohner früher Schiffer oder Fischer waren. Seit dem Aufkommen der Treidelschifffahrt existierte in Fahr eine Pferdewechselstation. Als solche diente wahrscheinlich das 1584 erbaute „Rheinische Haus“ (Stammhaus der Familie Mendel). Erst mit Beginn der Dampfschifffahrt (um 1820) und nach dem Eisenbahnbau (1869) kam das jahrhundertalte Schiffergewerbe in Fahr zum Erliegen.

Wegen seines einstigen Wohlstandes wurde Fahr früher gelegentlich „vornehmstes Dorf des Kirchspiels“ genannt, ein Prädikat, das sich in den um das „Rheinische Haus“ gruppierten Fachwerkbauten noch heute erahnen lässt. Dazu zählen die sogenannte „Hümmerich’s (Untere) Mühle“, das ehemalige Kanzleihaus und die inzwischen schon abgerissenen alten Fischerhäuser.

Handelsstreitigkeiten und Schloss Friedrichstein

Der Versuch des Grafen Friedrich III zu Wied, Fahr in Verbindung mit dem Bau des Schlosses Friedrichstein zu einem Handelsplatz und wirtschaftlichen Bollwerk gegenüber der mächtigeren Stadt Andernach zu machen, führte 1658 zu einem Protestschreiben an den Kölner Kurfürsten. Auch gegen das Holen von Bausand am gemeinen Wasen oberhalb der Stadt wurde von Andernach Einspruch erhoben. Vor allem gingen die Wellen hoch, als 1662 am Fahr ein Wochenmarkt eingerichtet wurde, der jeden Freitag stattfand. Ein kleiner Handelskrieg brach aus.

Bis 1868 waren noch Gebäudeteile von Schloss Friedrichstein, dessen Bau kurz vor dem Ende des 30-jährigen Krieges begonnen worden war, am Rheinufer, am Fuße der Hohen Ley, zu sehen. Im Volksmund „Teufelsschloss“ oder „Cäsars Ruine“ genannt. Bereits 1652 wurden die Baumaßnahmen eingestellt. 1804 trug man aus steuerlichen Gründen das Dach ab. 1869 erfolgte der vollständige Abbruch des Ruinengebäudes zugunsten der Eisenbahnstrecke.

1891 entstand der Bahnhof Fahr, der 1910 in „Fahr-Irlich“ umbenannt und 1987 abgerissen wurde. Zur Beseitigung des Engpasses der B 42 in Fahr und wegen Hochwassergefährdung erwarb die Stadt Neuwied Mitte der 1980er Jahre 30 an der Bundesstraße gelegene Häuser und riss sie nach und nach ab, um die B 42 zu begradigen und höherzulegen. Das Hochwasserproblem ist jedoch nicht vollständig gelöst.

Bedeutende Unternehmen

1836 erwarb Theodor Moskopf eine Wassermühle im oberen Ortsteil von Fahr und gründete die Rheinische Senf- und Weinessig Fabrik TH. MOSKOPF FAHR. 1948 übernahm die Hamburger Carl Kühne KG den Betrieb. 1998 wurde die Produktion verlagert und die Gebäude stehen zum Verkauf.

1899 verlegte die „Watte- und Verbandstoff-Fabrik“ Lüscher & Bömper ihren Firmensitz nach Fahr. 1929 erfolgte die Umbenennung in „Lohmann“. 2011 zählte das Unternehmen über 1.500 Mitarbeiter weltweit.

Denkmalzone: Historischer Ortskern Fahr

Die Rechtsverordnung zur Unterschutzstellung trat am Tage der Bekanntgabe in der Rhein-Zeitung, Ausgabe A, in Kraft.

Die Unterzeichnung lautete:
56564 Neuwied, den 03.07.2001
Abt. 6-64
Kreisverwaltung Neuwied – Untere Denkmalschutzbehörde –
Dr. Heinz-Jürgen Scheid

Den vollständigen Originaltext dieser Bekanntmachung können Sie als Acrobat-Datei abrufen.

Die Denkmalzone umfasst die innerörtliche Bebauung entlang der Linzer Straße, Fahrer Straße sowie der Kleinen und Großen Brunnengasse. Gebäude: Linzer Straße 27-32, Große Brunnengasse 1-4, Kleine Brunnengasse 3-9, Fahrer Straße 69-81. Ziel: Erhaltung des historischen Ortsbildes mit Fachwerkbauten des 17. und 18. Jahrhunderts.

Historischer Zeitspiegel – Fahr am Rhein>>

Fahr am Rhein: ein kleiner Ort mit langer Geschichte>>

Stand: 20. Mai 2013

Weitere Informationen: Auf dieser Webseite finden Sie aktuelle sowie historische Informationen aus unseren Ortsteilen: Fahr, Gönnersdorf, Hüllenberg, Wollendorf und dem ehemaligen Rockenfeld.

Quelle: Neuwied-Feldkirchen.net | Erich Walter (†), engagierter Bürger und Chronist des Dorfes. Seine Verdienste und Beiträge zur Gemeinde werden auf dieser Webseite in Erinnerung behalten.